Touren

Grüntal: Benneckenstein & Trautenstein [5 HWN]

Bis Ende September war das Wetter doch einfach Hammer, oder? Also ging’s auch raus in die Natur. Nix mit Glotze. Kommt eh nur Mist. Die Tage zog es mich daher in die Ecke Tanne und Benneckenstein. Auf eine 5-Stempel-Tour…

Fünf Stempel auf einer Tour. Und zwar im Dreieck Tanne – Benneckenstein – Trautenstein. Als Start und Ziel hatte ich mir einen Parkplatz kurz vor Tanne auserkoren. Von dort sollte es zuerst zum Grüntal gehen. Stempel Nummer eins (#49). Von da nach Benneckenstein und über den Hirtenberg zur Walzenhütte. Stempel Nummer zwei (#50). Von der Hütte dann zur neuen Stempelstelle Oberharzblick am Buchenberg. Stempel Nummer drei (#47). Um den Berg herum zum Stierbergsteich. Stempel Nummer vier (48). Und von diesem schließlich zum Carlsturm. Stempel Nummer fünf (#51). Hat nicht geklappt. Warum? Lest selbst.

Was war ich geil auf’s wandern. Tolles Wetter. 20 Grad und mehr. Mitten im September. Ja, die Tour ist schon drei Wochen her. Macht aber nix. Samstag machte ich mich jedenfalls auf, die Tanner Ecke zu erkunden. Fünf Stempel der Harzer Wandernadel wollte ich ergattern. Hab’ ich übrigens schon mal geschafft. Eine gute Tagestour. Laut kompass.de knapp 23 km. Das Höhenprofil spuckte 460 bis 620 Meter aus. So weit okay. Doch von einer früheren Tour wusste ich um die schlechte bzw. nicht vorhandene Beschilderung. Das nahm ich aber als Herausforderung. Man(n) ist ja nicht blöd. Davon ab, neigt man(n) ab und an zur Selbstüberschätzung. Bisher fand ich auch immer noch zum Auto zurück.

Keine Schilder: Nach dem Grüntal in die Irre

Direkt am Parkplatz kurz vor Tanne an der B242 aka Harzhochstraße (von Trautenstein) ging das Drama schon los. Kein Schild. Aber man(n) hat ja eine Karte. Aha. Links ab geht es zum Grüntal und den ersten Stempel. Rund 2,0 km. So grob geschätzt. Immer der Nase nach. Hat auch gepasst. Nachdem bei meinem ersten Besuch Wochen zuvor der Stempel Grüntal defekt war, hatte ich nun Glück. Schon war die Nummer 49 im Pass. Und nun? Kurz hinter dem Stempel eine Kreuzung. Ein Schild verrät den Weg. Geradeaus geht es nach Benneckenstein. Keine zehn Meter weiter biegt ein Weg rechts ab. Etwas versteckt ein zweites Schild. Hier geht’s zum Ziel. Wer dagegen geradeaus geht, landet im Garten einer Ferienhütte. Ist mir beim ersten Mal passiert. Denn das Schild ist wunderbar zu übersehen.

Grüntal Harzer Wandernadel Stempelstelle 49

Der nächste Weg ist wie gemacht zum wandern. Doch genau das ist die Krux. Kaum aus dem Grüntal „raus“ geht rechts (oder vielmehr geradeaus) ein Weg ab. Recht unscheinbar. 20 Meter weiter ein Schild. Forsthaus Grüntal. Oder so was. Sonst nichts. Also? Weiter den Hauptweg. Hier gilt wieder Obacht. Denn der Weg geht im Kreis. Nur wenig später gabelt sich der Weg. Hier rechts. Der Weg führt ein paar Minuten mehr oder weniger geradeaus, um dann einen großen Bogen nach links zu machen. Hier geht wieder ein unscheinbarer Weg geradeaus hinunter. Zur Straße, wie Motorengeräusche verraten. Laut Plan müsste der richtig sein. Neuerdings steht an der Stelle übrigens ein Hochsitz. Der Abzweig ist somit nicht zu verfehlen. Wenn er denn richtig wäre. Ist er aber nicht.

Auf der Straße nach Benneckenstein

Tatsächlich dauert es keine zehn Minuten, bis die Straße auftaucht. Nur scheint das irgendwie mit dem Plan nicht zu passen. Egal. Der Straße geht es nach Benneckenstein, das schon bald auftauchen müsste. Dummerweise taucht der Ort eben nicht auf. Der Weg an der Straße entlang zieht sich. Wenigstens ist der Verkehr ruhig. Es geht über eine kleine Brücke. Immer weiter. Und weiter. Nach einer halben Stunde ist klar: ich bin verkehrt. Immerhin stimmt die Richtung. Irgendwann mündet rechts ein Forstweg in die Straße. Mmh, das hätte wohl mein Weg vom Grüntal sein sollen. Denn von hier sind es keine zehn Minuten bis zum Ortsrand von Benneckenstein. Also eine Stunde verschenkt. Schilder gibt es aber auch hier keine.

Kurz darauf das erste Haus. Benneckenstein ist in Sicht. Schon vorher muss links wieder ein Forstweg abgehen. Passt. Der Weg taucht gleich hinter dem Haus auf. Gut zehn Meter weiter blitzt an einem Baum ein Schild. Kaum zu glauben: ein Wegweiser. Carlshaus 6,1 km, Walzenhütte 2,5 km. Weg 24J, immer dem grünen Minus nach. Endlich wieder richtig. Kaum 100 Meter im Weg „drin“ das nächste Schild: Carlshaus 6,0 km. Ahhh. Ewig keine Schilder, jetzt gleich zwei. Die Euphorie sollte aber böse enden.

Kuhherde im Harz

Zwar gibt es kurz darauf ein drittes Schild. Walzenhütte 1,3 km. Also keine 20 Minuten. Doch der Weg zieht sich. Denn irgendwann NACH dem Schild geht der Weg leicht links. Während geradeaus ein mal wieder unscheinbarer Weg abzweigt. Irgendwann höre ich wieder Autos. Straße? Kann eigentlich nicht sein. Ist aber so. Der unscheinbare Weg wäre wohl der richtige Weg gewesen. Wohl nur 500 Meter lang. Laut Karte brauche ich aber nur rechts einschwenken und komme so über einen Forstweg zurück auf meine Strecke.

Hütte im Nirgendwo: Walzenhütte HWN #50

Doch der Umweg kostet mich wieder eine gute Stunde. Nach einer halben gelange ich entlang eines Baches und einer Weide an eine Kreuzung. Hier gibt es plötzlich wieder Schilder. Tatsächlich ist die Beschilderung ab hier auf einmal so wie sie für Fremde sein muss. Einfach. Und vor allem vorhanden. Außerdem grüßt eine Kuhherde. Leider sind die Mädels recht schüchtern. Aber doch neugierig.

Weiter geht es Richtung Osten einen Berg hinauf. Mitten durch einen Wald macht dieser plötzlich einer großen Kreuzung Platz. Eine Hütte im Nirgendwo. Die Walzenhütte und Stempelstelle Nummer 50. Mehr noch: Jeder Abzweig zeigt mit einem Schild, wo es hingeht. Top. Kein Irrwege mehr. In Sekunden kann ich meinen weiteren Weg bestimmen. Doch zuerst eine Rast. Was trinken und futtern. Und den Stempel in den Pass eintragen. Während das leibliche Wohl kein Problem ist, zeigt der Stempel leider kein Stempelgummi.

Walzenhütte Stempelstelle Harzer Wandernadel 50

Nach einer Stärkung endlich ein Highlight. Richtung Stollborn (Südwest) quere ich nach kaum fünf Minuten eine kleine Brücke. Darunter die Gleise der Harzquerbahn. Leider kein Zug in Sicht. Kaum bin ich weg, höre ich eines der Dampfrösser nahen. Leider bin ich schon zu weit fort. Am Stollborn geht es weiter geradeaus zum Buchenberg. Zuvor werde ich vor einem „Blitzer“ gewarnt. Für Luchse. Aha. Die Katzen strolchen hier also herum. Gesehen habe ich trotzdem keine. Luchse sind leider extrem scheu.

Dafür ist der Weg nun gut beschildert und gepflegt. Von weitem winkt plötzlich ein grüner Kasten. Was, schon da? Tatsächlich. Die Stempelstelle Oberharzblick am Buchenberg Nummer 47 ist an sich eher unscheinbar. Doch der Ausblick ist top. Direkt auf Benneckenstein sowie Brocken und Wurmberg. Eine Bank lädt zur Rast ein. Doch zuerst der Stempel. Pustekuchen. Wieder ohne Gummi. Stempelgummi versteht sich.

Stempel Oberharzblick #47 ist ganz neu

Die Aussicht war den Weg trotzdem wert. Der Stempel 47 stand übrigens noch vor kurzem am Drei-Länder-Stein nahe Rothesütte. Im Zuge des 10-jährigen Jubiläums der HWN wurde die Stempelstelle 47 zum Oberharzblick verlegt. Nur zur Info. Vielleicht hätte man gleich die Walzenhütte ändern sollen. Dafür wieder den Drei-Länder-Stein behalten sollen. Der ist wenigstens historisch und quasi Geschichte. Die Walzenhütte dagegen… Na ja.

Oberharzblick am Buchenberg Harzer Wandernadel Stempelstelle 47

Weiter geht es rund um den Buchenberg. Der Weg ist unfehlbar (grünes Dreieck). Nach einer Schutzhütte wieder eine Kreuzung. Mmh. Von hier will ich zum Stierbergsteich aka Stempelstelle 48. Genannt wird diese auf den Schildern leider nicht. Ein Blick in die Karte weist doch den Weg. Grünes Kreuz, grünes Dreieck, grünes Viereck. Richtung Sophienhof. Ein Schild wenige Meter weiter an einem alten Grenzstein (Preußen und Hannover) zeigt das Dreieck. Passt. Schon taucht eine zweite Kreuzung auf. Stierbergsteich, grüner Kreis, 0,8 km. Eine Viertelstunde später taucht der Teich schon auf. Doch der enttäuscht eher. Angeln ist verboten, dafür gibt es eine Hütte samt Bank zum rasten. Irgendwie fehlt mit aber die Idylle. So ganz stimme ich nicht mit den Beschreibungen im Netz überein. Vielleicht ist auch meine Laune getrübt. Dafür ist der Stempel 48 in Ordnung. Ebenso wie die Beschilderung. Juhu.

Nach einer Rast geht es weiter. Der Weg ist nun mit einem grünen Kreuz markiert. In einem weiten rechten Bogen soll dieser bald auf die Gleise der HSB treffen. Von den Gleisen wollte ich dann eigentlich zum Carlsturm. Doch nach meinen Umwegen bin ich am Überlegen. Es geht auf fünf zu. Zurück zum Auto ist es ein strammer Marsch. Da es in drei Stunden duster sein dürfte und ich die Gegend nicht kenne, lasse ich den Carlsturm aus. Über die Walzenhütte will ich nun direkt nach Trautenstein und von da nach Tanne zurück.

Mit Volldampf: Das kommt die Harzquerbahn

Also vorwärts. Keine Viertelstunde später mündet links an einer Infotafel ein Waldweg ein. Mmh. Ilfeld grüner Kreis, Benneckenstein roter Kreis. Auf der Karte ist der Weg ebenfalls mit einem roten Kreis vermerkt. Aber wo sind die Gleise? Egal, links rein. Und schon ist das Rätsel gelöst. Nach wenigen Metern tauchen die Gleise der HSB auf. Nur sind diese etwas tiefer verlegt. Ein paar Minuten später ein Schild auf der anderen Seite der Gleise: Dreiherrenstein 50 m. Den lass ich liegen, von weitem ist nämlich die HSB zu hören. Schon naht das Dampfross. Dummerweise habe ich meine Kamera falsch eingestellt. Chance versaut.

Stierbergsteich Harzer Wandernadel Stempelstelle 48

Wenig später zweigt mein Weg nach links ab, Richtung Stollborn. Neben den Gleisen nur noch ein Trampelpfad. Der müsste doch eigentlich auch zur Walzenhütte führen? Und zwar kürzer. Ergo schneller. Während dieser Gedanken bin ich schon fast am Stollborn und habe wieder einen Umweg in Kauf genommen. Gott sei Dank sollte es der letzte sein. Also weiter zur Walzenhütte. Da höre ich schon den nächsten Zug. Doch ich bin zu weit weg. Nächste Chance vertan. Kurz darauf ist die Brücke erreicht, danach die Walzenhütte. Noch mal eine kurze Rast und etwas trinken. Verdammt warm heute. Und das Mitte September.

Nach Trautenstein führen ab der Hütte zwei Wege. Direkt über den Ochsenkopf, grünes Dreieck. Oder am Dammbach entlang, grüner Kreis. Ich wähle das Dreieck, das ist deutlich kürzer. Dafür ist der Weg am Dammbach wohl idyllischer. Egal, es ist schon fünf durch. Noch 2,5 Stunden Tageslicht, dafür aber noch gute acht Kilometer. Also über den Ochsenkopf. Der Weg zieht sich, ein Frischling liegt tot am Wege. Armes Schwein. Sprichwörtlich.

Im letzten Tageslicht: Trautenstein und Tanne

Kurz vor sechs taucht Trautenstein auf. Hier gibt es auch einen Parkplatz, gut zu wissen. Laut karte muss ich bis zur Bushaltestelle. Da soll ein Weg nach Tanne gehen. Passt. Grünes Dreieck, blaues Kreuz. Bingo. Außer, dass es gescheit die Straße bergan geht. Kurz darauf geht die Straße in einen Waldweg über. Schilder weisen den Weg. Tanne, Benneckenstein. Kurz darauf wird der Weg zum Pfad, ein Baum zeigt das blaue Kreuz. Alles richtig. Oben plötzlich eine Weide mit Kühen und Pferden. Die Abendsonne taucht alles in ein ruhiges Licht. Schön hier. Zumal es noch eine dicke Überraschung geben soll.

Uriges Harzer Rindviech

Doch zuvor eine Weggabelung. Links rein, immer dem blauen Kreuz nach. In der Ferne taucht wieder Wald auf. Davor eine Weide, mit Rindern. Aber nicht irgendwelche Rindern. Harzer Höhenvieh? Wohl nicht. Braunes zotteliges Fell, dazu ein wuchtiger Schädel samt einem Paar Mordshörner. Das Harzer Höhenvieh ist auch durchweg braun. Aber nicht zottelig. Auch die Hörner sind kleiner. Egal, ich muss weiter. Halb sieben. Noch eine Stunde Tageslicht. Jetzt geht es aber nur noch schnurgerade durch den Wald. Der Weg zieht sich wieder. Irgendwann sehe ich etwas über den Weg flitzen. Ziemlich schnell, ziemlich flach. Ein Fuchs? Mmh. Ein paar Minuten später quert wieder etwas den Weg. Autos! Dann sehe ich auch schon meinen Wagen. Kurz vor sieben ist das Ziel erreicht. Im letzten Licht…

Fazit & Lehren „5-Stempel-Tour“ Grüntal

Das Fazit der Tour: mies. Fünf Stempel hatte ich angepeilt. Geworden sind es vier. Zwei davon defekt. Eine Meldung an die HWN ging prompt per Facebook raus. Die Überraschung einen Tag später: Stempel sind schon repariert. Echt? Da gaben sicher schon andere Bescheid.

Trotzdem: Die Wanderung war Mist. Nicht zu empfehlen. Zuerst die miese Beschilderung. Vom Parkplatz (vor) Tanne bis Walzenhütte war die Beschilderung ein einziges Desaster. Da wo Schilder stehen müssten, nix. Zwei Umwege von locker jeweils drei vier Kilometer machen zwei Stunden Zeit. Außerdem sind drei oder vier der auf der Karte verzeichneten Schutzhütten nicht vorhanden. Auf den brandneuen HWN Karten. Wenn ich mich als Fremder auf die Karte verlasse, stehe ich sprichwörtlich im Regen.

Dann zwei von vier Stempel defekt. Gut, das ist Pech. Abgehakt. Die Stempelstellen selbst? Grüntal und Walzenhütte sind schlicht überflüssig. Die HWN verrät nicht viel. Eine eigene Recherche bringt ebenfalls nichts zu Tage. Insbesondere zur Hütte. Der Oberharzblick ist schön, der Stierbergsteich so na ja. Highlights gab es eher wenige. Die HSB, den Harzblick auf Brocken und Wurmberg und die urigen Rindviecher. Die stehen da aber sicher nicht immer. Über mich selbst ärgere ich mich ebenfalls. Die Tour war schlecht geplant. Ab sofort werde ich eine (alte) Karte direkt „am Mann“ haben. Der Rucksack ist da weniger ideal.

Da eh zwei Stempel fehlen, plane ich einen neuen Versuch. Dieses Mal ab Trautenstein vom neu „erkundeten“ Parkplatz. Der ist auch von Fremden leicht zu finden. Raus nach Benneckenstein – Tanne geht kurz vor der Ortsausfahrt eine kleine Straße links abwärts. Da rein, schon wird die Rappbode überquert und dann Richtung Wald. Nicht zu verfehlen. Auf der neuen Tour will ich außerdem Carlsturm und Sophienhof mitnehmen. Macht sechs Stempel. Theoretisch…

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